
> Was ist Akupunktur? > Wirksamkeit

In Südkorea - ebenso wie bei uns - steht die traditionelle Heilkunst unter ständiger Kontrolle, begünstigt durch die im Westen rasant steigende Nachfrage nach wirksamen und dennoch sanften Therapien, die kaum Nebenwirkungen haben. Ein Blick auf die Akupunktur in Korea bietet sich daher an.
Ähnlich der Situation im Westen setzt man auch in Korea die Akupunktur gezielt ein - häufige Gründe sind z.B. Begleitsymptome von Therapien (Übelkeit, Erbrechen) und Asthma. Ganz oben stehen jedoch die zahlreichen Schmerzstörungen, darunter Kopf- und Gesichtsschmerzen, sowie solche an Nacken, Schulter, Rücken und Knie. Experten haben die moderne Fachliteratur aus Korea ausgewertet.
Nadeltherapie nach Verkehrsunfall
Den klassischen Spannungskopfschmerz und Kiefergelenkstörungen z.B. bekämpft man in Korea häufig mit (klassischer) Körper- und mit Ohrakupunktur. Bei Nackenschmerzen setzt man eher auf die Elektroakupunktur, bei der kleine Stromimpulse über Nadeln direkt an den Akupunkturpunkt gelangen. Auch Kombinationen aus Nadel und Pflanzenpräparat waren hier wirksam, zusätzliche Wärmepackungen zeigten klare Besserungen beim sog. Schleudertrauma der Halswirbelsäule, das häufig Folge von Verkehrsunfällen ist.
Den Forschern zufolge zeigen Studien, dass Störungen der Schulterfunktion wie Schmerzen, Gelenksteife und ein verminderter Bewegungsumfang mit Hilfe von klassischer und Elektroakupunktur sowie erwärmter Nadeln (Moxibustion) deutlich gesenkt wurden. Auch die Behandelten sprachen von exzellenten bzw. guten Ergebnissen des Gesamtbildes. Digitale Gelenkaufnahmen erhärten diese Aussagen.
Elektroakupunktur für Bechterew-Patienten
Rückenschmerzen, der Hauptgrund für Akupunktur schlechthin, sind auch im modernen Korea längst auf Weltniveau. Die Kombination Nadel plus Pflanzenpräparat bzw. Bienenwachs brachte in zahlreichen Tests deutlich sichtbare Ergebnisse. Ähnlich wirksam war die Elektroakupunktur bei der Therapie spezieller Schmerzen im Rahmen von Wirbelsäulenerkrankungen, darunter Skoliose (Verwachsung, Buckel), Ischiassyndrom und Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew).
Eine weiterer wichtiger Therapiegrund sind die auch in Korea weit verbreiteten Knieschäden, die v.a. im fortgeschrittenen Alter deutlich an Zahl und Intensität zunehmen. Zwar stehen - wie in unseren Breiten - Altersveränderungen (Arthrose, Osteoarthritis) im Vordergrund der Therapie. Während jedoch solche Gelenkerkrankungen inzwischen weltweit mit Akupunktur behandelt werden, gelang es koreanischen Ärzten, mit Nadeln auch erhöhte Laborwerte (Entzündungswerte) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis signifikant zu reduzieren. Hierbei handelt es sich um die Langzeitfolge einer durchgemachten Infektion mit Streptokokken (z.B. Scharlach). Auch hier erwiesen sich Bienenwachs und Heilpflanzen als wirksame Unterstützung der klassischen Nadel.
Warme Nadeln steuern Harnausscheidung
Ferner waren die Autoren solchen Störungen auf der Spur, die in Südkorea bereits mit Akupunktur behandelt oder entsprechend getestet werden. Sie stießen auf Arbeiten, in denen bei Knöchelstauchung selbst die Nadelung am gesunden Bein wirksam war, in denen erwärmte Nadeln (Moxibustion) das Immunsystem gestärkt haben, und klassische Nadeln erfolgreich im Gichtanfall eingesetzt waren.
Noch weitgehend im Teststadium steckt offenbar die Anwendung gegen Infarktfolgen. Dennoch, einige Arbeiten zeigen beachtliche Ergebnisse: So senkten Elektro- und Bienenwachsakupunktur Muskelschmerzen im Rahmen von Durchblutungsstörungen des Gehirns und bei halbseitig gelähmten Infarktpatienten. Auch für die Wirksamkeit von Wärmenadeln zur besseren Kontrolle des Blasenschließmuskels nach Hirninfarkten sprechen zahlreiche Ergebnisse.
Nadeln als Suchttherapie und gegen Übergewicht?
Neuere Forschungsgebiete - nicht nur in Korea - sind Lähmungen v.a. des Gesichtsnerven (Nervus facialis). Am Auge sind es Bindehautentzündung und Grauer Star, im HNO-Bereich Entzündungen von Nasenschleimhaut, -nebenhöhlen und Mittelohr (Otitis media), sowie Ohrgeräusche (Tinnitus).
Auch als Suchttherapie wird die Akupunktur in Korea derzeit geprüft: Für die Abhängigkeit von Tabak und Alkohol zeigte die Ohrakupunktur bereits Erfolge. Darüber hinaus senkten Elektronadeln Körpergewicht, Taillenumfang und Body-Mass-Index. Repräsentative Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor. Mögliche weitere Anwendungen werden auch in Korea fortwährend getestet. An dieser Stelle sei lediglich auf einige Anwendungen in der Gynäkologie verwiesen (u.a. verkürzte Entbindungszeit, gesenkter Wehenschmerz), über die auf diesen Seiten erst vor kurzem berichtet wurde.
Dazu meint Dr. Bernd Ramme, Pressesprecher der Deutschen Akademie für Akupunktur und Aurikulomedizin (DAAAM): "Es stimmt, wir Europäer denken immer an China, sobald es um Akupunktur geht. Die Unterschiede zwischen chinesischer und koreanischer Akupunktur sind aber nicht so gravierend. Beide Kulturen haben vieles gemeinsam, auch in der Medizin. Die Hauptsache ist, dass unsere Menschen offen für Alternativen sind, statt ausschließlich auf herkömmliche Angebote zu setzen."
Publisher: DAAAM
Quelle: Kim YS et al: The Practice of Korean Medicine: An Overview of Clinical Trials in Acupuncture. Adv Acc Publ, eCAM 2005;2(3)325-52.

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